Bienen

Was ist die Honigbiene – Apis mellifera (=honigtragende Biene)?

Einige Sätze aus dem Vorwort des Buches „Phänomen Honigbiene“ möchte ich an den Anfang dieses Artikels setzen: Honigbienen faszinieren den Menschen seit es geschriebene Geschichte gibt und vermutlich schon sehr viel länger. Als Lieferanten von Honig sind Bienen seit jeher geschätzt, aber auch Wachs als Naturstoff war bereits sehr früh von überragender Bedeutung. Das geordnete Zusammenleben Tausender von Bienen in einem Volk übte eine ebenso große Faszination aus wie die eindrucksvoll regelmäßigen geometrischen Muster ihrer Waben. Die Honigbiene galt zudem in allen Zeiten in den Kulturen, die diese Tiere kannten, als Symbol für positive und erstrebenswerte Eigenschaften, wie Harmonie, Fleiss und Selbstlosigkeit.

Heute enthüllt die moderne Bienenforschung Deteils, die den Bienen diese Art „Entrücktheit“ nehmen, uns aber zugleich tiefe Einblicke in das Innenleben einer der erstaunlichsten Lebensformen gewähren, die wir kennen. Auch im nachfolgenden werden dem intressierten Leser noch einige Passagen aus dem oben genannten Buch begegnen. In einigen Fällen habe ich die komplexen Ausführungen auf mein Laienverständnis angepasst.

Durch die Nutzung moderner Techniken in der Bienenforschung kommt man zu der erstaunlichen Erkentniss, dass die Kolonien der Honigbienen Errungenschaften zeigen, die wir in dieser Kombination auch bei einer weiteren höchst entwickelten Tiergruppe, nämlich den Säugetieren finden. Es sind und bleiben natürlich Insekten und das seit ihrem geschätzten auftreten vor ca 30 Millionen Jahren. Doch als es im 19.Jahrhundert einigen Imkern nicht mehr genügte, die Bienen nur als Produzenten für Honig und Wachs zu benutzen, suchten sie nach Möglichkeiten, tiefer in das Wesen der Bienenvölker Einblick zu gewinnen. Dabei kamen sie zunächst zu der Erkenntniss, dass die große Menge der Bienen, ein Teil Drohnen und die Königin eines Volkes, wie zusammen gehörende Organe eines Körpers, zu sehen sind.

Diese Sichtweise ließ sie nun eine Bienenkolonie mit einem einzigen Tier gleichsetzen und dafür wurde der Begriff „Bien“ gefunden. So war man schon auf dem richtigen Weg. Ab da begriff man stetig mehr, dass so ein Bienenvolk als Superorganissmus angesehen werden muss und damit mehr ist als die Summe seiner Bienen. Dass dieser emergenter Eigenschaften besitzt, die man bei den einzelnen Bienen zunächst nicht findet.

Das Ganze bestimmt also das Verhalten der einzelnen Tiere, aber wer erteilt die Befehle ? Es intressierte schon, wieso eine Biene am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, das richtige tut. Diese regulierenden Impulse werden aber erst in jüngerer Zeit von der Forschung annähernd begriffen.

Betrachten wir aber zunächst weiter, ob die Gleichstellung Säugetier- Bienenkolonie in bestimmten Ansetzen begründet ist. Man kann einige Merkmale aufzeigen, welche dafür sprechen. Unabhängig von äußeren Schwankungen bieten Säugetiere ihren sich entwickelnden Nachkommen eine schützende Umwelt mit exakt eingestellten Werten im Uterus der Muttertiere. Honigbienen bieten ihren nachwachsenden Generationen, während des Larvenstadiums, den gleichen Schutz und die gleich konstante Umwelt im Brutnest der Kolonie. Säugetiere haben im Schnitt eine Körpertemperatur von 36 °C Honigbienen erzeugen im Brutnest eine Temperatur von 35°C und selbst dann noch wenn die Außentemperaturen unter -10°C sinken. Dagegen können sie aber auch bei hohen Sommertemperaturen die Nestwärme auf den Sollwert herunter kühlen.

Säugetiere erzeugen in speziellen Drüsen Muttermilch zu Versorgung der Nachkommen. Bienenweibchen erzeugen in speziellen Drüsen Schwesternmilch zur Versorgung der Brut. Gleich den Säugetieren haben Bienen ein Gehirn u. besitzen eine hoch entwickelte Veranlagung zum lernen. Zum Beispiel lernen sie sehr schnell wo und wann welche Blüte Nektar bereit hält und wie diese zwecks Ausbeute behandelt werden muss.

Bienen welche diese Sammelarbeit ausüben, besitzen, wenn man so will, schon eine gewisse Lebenserfahrung. Sie haben bereits einige Wochen die verschiedensten Aufgaben in der Kolonie erledigt. Haben die Brut gepflegt und Wachs ausgeschwitzt. Mit diesem Material dann Waben mit den typischen 6eckigen Zellen gebaut. Dabei war Reinhaltung der Behausung oberstes Gebot. Sie haben sich bei ihren ersten Ausflügen den Standort ihrer Behausung gemerkt und können diese später bei der Nektarsuche aus kilometerweiten Entfernungen wieder finden.

Aber zunächst noch eine paralleles Verhalten, Säugetier-Bienenvolk. Da wäre die geringe Anzahl von jeweiligen Nachkommen, so man eine Kolonie als ein Bien, ein Körper aus vielen Tieren, an sieht. Ein Bienenvolk teilte sich, es schwärmte. Aus einer Kolonie entstanden 2 oder 3 neue Einheiten, welche sich in einer rauen Umwelt, nach den Gesetzen der Selektion behaupten mussten.

Also werden nur starke oder solche, die es verstanden, sich der Umwelt anzupassen, überlebt haben. Diese fanden zu einer genialen Strategie. Sie schufen sich durch aktive Vorratswirtschaft eine Unabhängigkeit von schwankenden Nahrungsangeboten, zu dem kam der Vorteil schützender Behausungen, in denen sie selbst die erforderlichen Klimawerte schaffen konnten. Eine höhere Vermehrungsrate war nicht erforderlich. Aus dieser ökologischen Nische heraus haben es die Honigbienen geschafft, vom heutigen afrikanischen Raum aus die nächsten Kontinente zu erobern.

Erstaunlich ist die geringe Artenvielfalt bei den Honigbienen. Man kennt bis heute weltweit 9 Spezies der Gattung Apis. Davon leben 8 im asiatischen Raum. In Afrika und Europa war es dann noch die Apis mellifera welche sich durch Ausbildung von speziellen Rassen den unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen angepasst hat. Schließlich kam die Apis mellifera durch die eingewanderten Europäer auch nach Amerika und Australien. Auf diesem langen Weg, haben die Kolonien kontinuierlich ihre genetische Ausstattung verändert und sind dadurch nicht in eine Sackgasse der Evolution geraten.

Nun noch einen Blick auf die für uns relevanten Honigbienenrassen. Zunächst wäre da die dunkle europäische Biene, Apis mellifera mellifera. Diese ist allerdings weitgehend verdrängt. Ich gehe später noch auf sie ein. Dann haben wir die italienische Biene, Apis mellifera ligustica und noch die aus dem ursprünglichen Heimatland Slowenien stammende Apis mellifera carnica.

Mit aufkommen der Eisenbahn und später des Automobils, bekamen die Imker die Möglichkeit Bienenvölker über große Entfernungen zu verfrachten. Um in neue Regionen vorzudringen, brauchten die Bienen bis dahin Jahrhunderte. Durch die neuen technischen Möglichkeiten konnte man nun in kurzer Zeit,die Völker von einem Land in das andere verbringen und auf Grund ihrer grandiosen Anpassungsfähigkeit, oft zum allgemeinen Vorteil.

Schon vor dem eintreffen der Varroamilben, um 1975/85 herum, hatten die Bienen mit Krankheiten zu tun. Parasiten, Bakterien und Viren waren allgegenwärtig und nutzten jegliche Schwachstelle, um sich säuchenartig aus zuwirken. So brachen in England um 1914 durch den Befall der Tracheenmilbe fast alle Völker der dort gehaltenen dunklen Bienenrasse, Apis mellifera mellifera zusammen. Man führte die italienische Biene ein, und siehe da, diese war gegen die Milbe imun. Aus Deutschland wurde die dunkle Biene aus anderen Gründen verdrängt.

Als erstes konnte man diese Biene nicht gerade als friedlich bezeichnen. Je höher die Bevölkerungsdichte nun wurde und sich gleichzeitig eine Naturentfremdung einschlich, um so mehr wurden stechfreudige Bienen zum Ergerniss. Dazu kam noch, dass die dunkle Biene nur mittelmäßig starke Völker hervor brachte. Das war den Imkern vor 80,70,60 Jahren sogar recht. Den Völkern wurde ab Mai sogar das Brutnest eingeengt, nach dem Motto, viele Bienen fressen auch viel. Die Erkenntnis, dass erst ab einer gewissen Volksstärke, (Fixkosten in einem Betrieb) bei entsprechendem Trachtangebot in der Natur, ein größerer Ertrag möglich wird, setzte sich nur zögerlich durch.

Wir lächeln heute über diese Einstellung, aber die Alten könnten sie sicher begründen. Nun aber weiter: Es wurden Versuche mit der Ligustica so wie mit der Carnica gemacht. Letztendlich hat sich die Carnica bei uns weitgehend durchsetzen können und ist heute die meist gehaltene Bienenrasse in Deutschland. Wenn sie nicht geärgert wird, ist sie recht friedlich. Sie beginnt früh zu brüten, was für die Nutzung von Obst- und Rapsblüte, wichtig ist. (Die Zeitspanne zwischen Ei und der ausfliegenden Biene beträgt ca 42 Tage.) Im Mai / Juni zählt eine Koloniezwischen 40- bis 50tausend Arbeitbienen. Der jährliche Durchschnittsertrag liegt bei einem Standvolk (ohne zusätzliche Trachtanwanderung) bei ca. 25 bis30 kg.

Da sich alle mellifera Rassen miteinander kreuzen lassen, machten sich einige Imker, verstärkt im20. Jahrhundert, in Nutzung dieser Möglichkeit, an die Arbeit. Es galt für sie, eine Kombination zu finden, welche sich in der durch Menschen mehr und mehr veränderten Umwelt, bewähren konnte. In diesem Zusammenhang wird der Name “ Bruder Adam“ für die Zukunft ein Begriff bleiben. Bruder Adam war deutscher Mönch (geb. 1898) Er arbeitete dann aber 73 Jahre, von 1919 bis 1992 als Leiter der Imkerei im Kloster Buckfast Abbey in England. Er begann seine Arbeit also in der Zeit, als 90 % der bis dahin in England gehaltenen Bienen der dunklen Rasse, der Tracheenmilbe zu Opfer gefallen waren.

Wie schon zuvor beschrieben, war er es, der 1920 Ligustica Bienen mit seinen Bienen kreuzte. Der Erfolg bestärkte diesen Mann, unermüdlich die Stabilisierug dieser Kreuzung weiter aus zubauen, wozu er allerdings über 25 Jahre brauchte. 1930 kamen noch Drohnen aus Frankreich dazu. Später, also in den 50er und 60er Jahren,nahm er noch Einkreuzungen mit griechischen und ägyptischen Rassen vor. Wenn ich mich auch persönlich damit schwer tue, werde ich wohl in Zukunft die Buckfast Biene nicht mehr als Mischling, sondern als gezüchtete Rasse ansehen müssen. Offensichtlich kann die Buckfast Biene in Deutschland immer mehr Freunde gewinnen.

Mit dem bisher beschriebenen wollte ich keines Falls das Rad neu erfinden. Es gibt jede Menge Literatur, die alle Bereiche über Bienen und Bienenhaltung abdeckt. Es soll dem, der vielleicht einmal rein schaut, Anreiz sein, sich mehr mit der einmalig intressanten Lebensform „Bienenvolk“ zu beschäftigen.

Für hautnahe Berührungserfahrungen bieten unsere Vereinsmitglieder nach Absprache diverse Möglichkeiten an.

Text von Günter Kopatzki