Honig

Wer mag Honig eigentlich nicht? Man leckt sich noch die Finger, wenn das Brötchen längst verspeist ist. Und dem Tee – wenn er nicht zu heiß ist – gibt Honig noch eine besondere Note. Seit Jahrtausenden ist Honig beliebt bei Menschen, Bären und anderen Schleckermäulern.

„Honig-Jäger“ früherer Generationen haben sich für den Genuss manches Mal fast zerstechen lassen und möglicherweise ihr Leben riskiert. Heute kommt der Honig aus den Imkereien – von Profis und (auch nicht zu verachten!) von Amateuren.

Dabei genießt der Honig der Amateure oft gegenüber dem Regalhonig aus dem Supermarkt höheres Ansehen; denn beim Imker in der Nachbarschaft kann man mit eigenen Augen mitverfolgen, wie der Honig entsteht. Es lohnt sich, einmal nachzufragen, ob man mal zugucken und reinschnuppern darf.

Bienen haben vor allem zwei Lieferanten für den Honig-Rohstoff. Der eine Lieferant sind die Blüten. Dort sammeln die fleißigen Insekten den Nektar, die wahre „Götterspeise“. Nektar galt im Altertum als Getränk der Götter.

Der andere Lieferant, nämlich für den Waldhonig, sind Rinden- und Schildläuse. Sie „schwitzen“ den Zucker (Honigtau) aus, den sie nicht selbst verwerten, und die Bienen bedienen sich dann bei ihnen. (Das tun übrigens auch Ameisen).

Die Rohstoffe werden in das Bienenvolk getragen und in Waben gelagert, allerdings nicht sofort auf Dauer. Immer wieder wird die Ladung einer Wabenzelle umgelagert, dabei durch im Körper der Bienen v.a. mit Enzymen, die das Wachstum von Hefen und Bakterien stoppen, bereichert und verändert. Und es wird dem nun entstehenden Honig Wasser entzogen, bis er einen Wassergehalt von etwa 16 bis 18 % erreicht hat.

Das machen die Bienen, indem sie den Nektar wiederholt einsaugen und auslassen und später kräftig mit den Flügeln fächeln. Zuletzt wird der Honig in luftdichten Wabenzellen gelagert. Sie sind luftdicht durch eine dünne Wachsschicht, mit der die Bienen die Zellen verdeckeln.

Süß wird der Honig durch seinen hohen Zuckeranteil : Fruchtzucker (27 bis 44 %), Traubenzucker (22 bis 41 %), insgesamt 70 % Glucose und Fructose sowie 10 % Saccharose und Maltose. Außerdem befinden sich im Honig Enzyme, etwas Vitamin C, Aminosäuren, Pollen, Aromastoffe und Mineralstoffe. Wer Wert darauf legt, diese Stoffe zu erhalten, sollte ihn nicht über 40 °C erhitzen und schon gar nicht kochen.

Die Imker gewinnen den Honig, indem sie die Waben – nach vorsichtigem Öffnen der Wabenzellen – in einer Zentrifuge (Honigschleuder) ausschleudern. Wenn sich später in der Masse kleine Zuckerkristalle bilden, muss sie regelmäßig blasenfrei gerührt werden. Auf diese Weise entsteht eine streichfähige „Creme“. Einige Honige bleiben allerdings sehr lange flüssig (z.B. Akazie).

Seltener wird Honig als Scheibenhonig verkauft. Er besteht dann aus unbebrüteten Wabenstücken aus den von den Bienen selbst erbauten Wabenwerk, vor allem bei Heidehonig. Bei Wabenhonig darf Wabenbau so genannte Mittelwände, vom Imker ins Volk gegebene gepresste Wachsplatten, als „Bauvorlage“ enthalten.

Die unterschiedlichen Honigsorten entsprechen den Sammelstellen der Bienen. Gelegentlich reisen Imker mit ihren Bienenvölkern dorthin, wo sie sich einen hohen Anteil eines bestimmten Honigs erhoffen (z.B. Rapsfelder). Wenn ein Honig zu mehr als 50 % von einer einzigen Quelle stammt, spricht man von „Sortenhonig“.

Nach geltendem deutschen Recht ist Honig kein Heilmittel. Trotzdem hat er einige Eigenschaften als „Hausmittel“: Entzündungen werden leicht gehemmt, so dass Schwellungen und erhöhte Temperatur zurückgehen.

Wunden heilen gleichmäßiger, weil die sog. Fibroblasten zum Wachsen angeregt werden. Als Wundauflage wirkt Honig antiseptisch (u.a. durch Wasserstoffperoxid) z.B. auf einige Staphylokokken und Enterokokken.

Naturbelassener Honig oder Honig „aus dem Glas“ eignet jedoch nicht zur Wundbehandlung. Für solche Zwecke wird Honig erst mit Hilfe von Gammastrahlen sterilisiert. Im Gegensatz zur thermischen Sterilisation werden hierbei die an der Heilwirkung maßgeblich beteiligten Enzyme nicht zerstört.) Bei Insektenstichen kann Honig, sofort aufgetragen, das Gift teilweise entziehen.

Viele Menschen leiden an Allergien. Und leider kann der Verzehr von Honig Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen, z.B. durch die Blütenpollen-Reste. Aber es kann auch der umgekehrte Effekt eintreten, dass nämlich Allergiker durch die regelmäßige Aufnahme „hyposensibilisiert“ werden. D.h.: sie gewöhnen sich und ihren Körper allmählich an die sonst gefährlichen Stoffe.

Text von Reinhold Sander